Zinskommentar 02-07-2010
Stehen die USA vor einem Rückfall in die Rezession?
Nach den neuesten Konjunkturindikatoren dieser Woche hat sich bestätigt, dass die USA der schwache Punkt in der Weltkonjunktur bleiben. Schlechte Zahlen vom Arbeitsmarkt, geringere Konsumnachfrage und Druck auf den Immobilienmarkt erhöhen drei Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise die Gefahr eines neuerlichen Rückfalls in die Rezession. Die Arbeitslosenquote bleibt hartnäckig bei 10 Prozent und bremst damit den Konsum deutlich. Das Auslaufen von staatlichen Subventionen für den Immobilienerwerb im Mai hat zu einem drastischen Einbruch der Nachfrage geführt und die Neubautätigkeit ist so niedrig wie in den 70er Jahren. Damit wird auch für die USA immer klarer: Geplatzte Immobilienblasen lassen sich nicht in einigen Jahren bewältigen, sondern ziehen sich oft über Jahrzehnte. Eine Erfahrung, die Japan seit 20 Jahren begleitet und die auch Deutschland mit dem Einbruch am ostdeutschen Immobilienmarkt nur langsam verarbeiten konnte. Vor diesem Hintergrund wird auch das ständige Rufen von Barack Obama nach weiteren Konjunkturprogrammen in Europa und Asien klar. Die USA suchen dringend nach Quellen für Wachstum, da sie von einer nachhaltig angeschlagenen Binnennachfrage ausgehen müssen. Die Börsen und der Devisenmarkt haben bereits reagiert. Sowohl die US-Börse als auch die europäischen Marktplätze haben im Wochenverlauf deutliche Rückschläge einstecken müssen. Der Euro hat mit rund 1,25 gegen den US-Dollar wieder Boden gewonnen und die Nachfrage nach Staatsanleihen als Hort der Sicherheit hat die Zinsen wieder sinken lassen. Dabei sind weiterhin US-Treasuries und deutsche Bundesanleihen am meisten gesucht und das hält auch die Konditionen für Baugeld auf den historisch tiefen Niveaus. Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Monaten weiterhin eher schwache Signale für die US-Konjunktur kommen werden. Der Zinsmarkt preist diese Erwartung bereits ein und solange die Konjunkturzahlen diese Meinung bestätigen, sollte die Nachfrage am Anleihemarkt hoch bleiben. Es würde uns auch nicht überraschen, wenn der schon totgeglaubte Euro plötzlich wieder bei 1,30 gegen den Dollar notieren würde.
Baugeldkunden können daher die aktuell sehr tiefen Zinsen konsequent nutzen und ihre Konditionen mit längeren Laufzeiten absichern. Trotz aller kurzfristigen Schwankungen und der Verlockung auf noch tiefere Konditionen zu warten, gilt weiterhin eine Grundaussage: Wir empfehlen, zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme über lange Sollzinsbindungen festzuschreiben und damit für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Baufinanzierungskunden müssen in Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren denken, in denen sie monatliche Zahlungen leisten. Daher sollten sie sich auf keine Spekulation einlassen. Die Zinsen sind derzeit historisch tief und implizieren ein Deflationsumfeld für die nächsten Jahre. Eine Inflationsprämie ist in den aktuellen Zinssätzen nicht mehr enthalten. Grundsätzlich empfehlen wir bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von 2 bis 3 Prozent zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind momentan zum Beispiel sogenannte Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko, später zu deutlich höheren Zinsen eine Anschlussfinanzierung vornehmen zu müssen, wird damit bereits jetzt ausgeschlossen. Wir können auf mehr als 250 Banken zugreifen und erarbeiten gerne eine individuelle Lösung für Sie. Zur Analyse der eigenen Situation und zur Beobachtung der Zinsentwicklung eignen sich auch die Zins-Charts und Tools auf diesen Seiten.
von Robert Haselsteiner (Gründer und Vorstand der Interhyp AG)
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