Wie erwartet hat am Donnerstag die EZB keine Änderungen an den Leitzinsen und an ihrer Rhetorik vorgenommen und daher auch den Zinsmarkt nicht wirklich bewegt. Damit versuchen sich die Inflations- und Währungshüter in Frankfurt möglichst dezent aus den verbalen Auseinandersetzungen zwischen den USA, China und Japan herauszuhalten. Scheinbar ungerührt akzeptiert die EZB den vehementen Anstieg des Eurokurses gegenüber dem Dollar und damit auch gegen den an den Dollar gekoppelten chinesischen Yuan. Offensichtlich freut man sich derzeit mehr über das Wiedererstarken der europäischen Gemeinschaftswährung, als man die potentiellen negativen Auswirkungen eines stärkeren Euro für die Exporte fürchtet. Die erste Runde im Abwertungswettlauf der Währungen geht daher eindeutig an die USA. Dort hat die Notenbank vergangene Woche weitere Lockerungsschritte ihrer Nullzinspolitik angekündigt. Konkret heißt das: Die USA werden weiter Geld drucken und damit ihre ausländischen Schuldner bedienen. Ein Verfall des Dollars wird dabei billigend in Kauf genommen. Was aber fast ebenso dramatisch ist, ist die Tatsache, dass damit auch der an den Dollar gekoppelte Yuan gegen den Euro abgewertet wird. Das macht den chinesische Export noch wettbewerbsfähiger. Es ist sogar zu vermuten, dass China derzeit seine exorbitanten Währungsreserven dazu einsetzt, die Währungen zu manipulieren. Zuerst hat man den Yen durch Käufe von japanischen Staatsanleihen historisch teuer gemacht und so Japan in Bedrängnis gebracht, jetzt kauft man Staatsanleihen von Euroländern und treibt damit den Euro nach oben. Wie lange die EZB ruhig zuschaut, bleibt offen. Zumindest hat man noch vor einigen Wochen, als der Eurokurs unter 1,20 gegen den Dollar fiel, von einer Rückkehr auf ein richtiges Niveau gesprochen. Mit 1,40 und höher ist der Euro auf jeden Fall gegen Dollar und Yuan überbewertet. Euroland muss aufpassen, dass nicht auch Runde zwei an die USA und China gehen. Denn das könnte teuer werden.
Für die nächsten Wochen erwarten wir zwar Schwankungen bei den Kapitalmarktzinsen, die sich gemessen an den Zinssätzen für 10-jährige Pfandbriefe in einer Bandbreite zwischen 2,65 und 2,90% bewegen sollten, aber keine großen Bewegungen. Besonders an starken Tagen am Anleihemarkt sollten Kunden die Gunst der Stunde nutzen und ihre Konditionen festzurren. Immobilienfinanzierungen laufen in der Regel 25 Jahre. Diese Periode heute zu historisch tiefen Zinssätzen abzusichern, kann daher kein Fehler sein. Wir empfehlen, zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme über lange Sollzinsbindungen festzuschreiben und damit für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Grundsätzlich raten wir, bei diesem niedrigen Zinsniveau die
Tilgung mit 2 - 3% zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind aus diesem Grund derzeit auch sogenannte
Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zu vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko später zu deutlich höheren Zinsen eine Prolongation vornehmen zu müssen wird damit schon heute ausgeschlossen.
von Robert Haselsteiner (Gründer und Vorstand der Interhyp AG)
Wir können auf mehr als 250 Banken zugreifen und erarbeiten gerne eine individuelle Lösung für Sie. Zur Analyse der eigenen Situation und zur Beobachtung der Zinsentwicklung eignen sich u.a. auch die Zins-ChartsTools auf diesen Seiten.