Angesichts der zuletzt angespannten Stimmung zwischen den USA, Europa und China war der G20-Gipfel von Seoul von vielen Marktteilnehmern als Chance für klare Worte und Ankündigung von Taten gesehen worden. Das Ergebnis erscheint dagegen recht dürftig zu sein. Zwar wird der Geist der gemeinsamen Ziele im Abschluss-Kommuniqué beschworen, positive Überraschungen hat es neben den bereits lange bekannten Beschlüssen zu Basel III und zur IWF-Reform nicht gegeben. Mit Basel III sollen die Eigenkapitalvorschriften für die Banken in einer Übergangsphase von 2013 bis 2019 verschärft werden. Allein an diesem zeitlichen Rahmen lässt sich erkennen, dass die Banken die Politiker weiterhin lobbymäßig gut im Griff haben und nicht umgekehrt. Es ist sogar davon auszugehen, dass bis dahin gerade der amerikanischen Politik, die ja schon Basel II nicht umgesetzt hat, wieder Gründe für eine Aufweichung einfallen werden. Schließlich sind in 2012 die nächsten Wahlen und ob dann eine republikanische Administration nicht eine ganz andere Agenda haben wird, ist offen. Konkret scheint derzeit nur der politische Wille der EU zu sein, trotz heftigster Attacken von außen, den Euroraum zusammenzuhalten. Irland und Portugal stehen - wie zuvor schon Griechenland - kräftig unter Beschuss und die Zinsen für dortige Staatsanleihen unterstellen inzwischen eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Umschuldung in den nächsten Jahren kommen wird. Die EU verweist auf den Rettungsschirm und versucht zu beruhigen. Gelingen will das angesichts der prekären Budgetlage in diesen Ländern aber nicht wirklich. Die große Gefahr bleibt, dass auch Spanien oder sogar Italien in diese Spekulationen mit hineingezogen werden. Dementsprechend nervös handeln momentan die Anleihemärkte. Tagesbewegungen von 15 Renditestellen bei Bundesanleihen sind derzeit die Regel, da das Sentiment der Investoren ständig zwischen Flucht in beste Bonität und Angst vor dem Zinsanstieg hin und her schwankt. Wir bleiben bei unserer Aussage, dass die Zinsrichtung auch für den Euroraum am Ende des Tages in den USA entschieden wird. Der Blick auf die US-Notenbank und die US-Konjunkturentwicklung bleibt also wichtig. Kommt es dort zum Dreh, werden auch die langfristigen Zinsen in Deutschland ansteigen. Der 30-jährige Bullmarkt für Anleihen dürfte sich angesichts der geöffneten Schleusen der Notenbanken bald dem Ende zuneigen.
Wir empfehlen daher Baufinanzierungskunden, nicht mehr auf sinkende Zinsen zu spekulieren, sondern für Sicherheit zu sorgen. Bauherren und Immobilienkäufer müssen in Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren denken - diese Periode heute zu historisch tiefen Zinssätzen abzusichern, kann kein Fehler sein. Zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme sollte man dabei über lange Sollzinsbindungen festschreiben und damit für Kalkulationssicherheit sorgen. Grundsätzlich ist bei diesem niedrigen Zinsniveau eine Tilgung von 2% bis 3% empfehlenswert, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind aus diesem Grund derzeit auch sogenannte
Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende
Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zu vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko später zu deutlich höheren Zinsen eine Anschlussfinanzierung vornehmen zu müssen, wird damit schon heute ausgeschlossen.
Wir können auf mehr als 250 Banken zugreifen und erarbeiten gerne eine individuelle Lösung für Sie. Zur Analyse der eigenen Situation und zur Beobachtung der Zinsentwicklung eignen sich u.a. auch die Zins-ChartsTools auf diesen Seiten.