Nachdem die Zinsen von amerikanischen Staatsanleihen seit sechs Monaten nur sinken und damit massive Aufkäufe der US-Notenbank vorweggenommen haben, haben jetzt die ersten Investoren begonnen, auch einmal Gewinne zu realisieren. Besonders auffällig ist die Entwicklung bei US-Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit. Diese Papiere kratzen inzwischen an der Ein-Prozent-Hürde. Die Reise zu diesem Zinssatz hat vor 30 Jahren bei 15 Prozent begonnen und seit 1980 befinden wir uns in einem Abwärtstrend, der zwangsläufig nur noch bis null Prozent laufen kann. Das heißt, obwohl der US-Staatshaushalt in der schlechtesten Verfassung seit Generationen ist, die US-Wirtschaft schwach bleibt und damit auch die Aussichten auf eine rasche Gesundung der Staatsfinanzen vage bleiben, kann der Staat zu noch nie dagewesenen Konditionen weitere Schulden aufnehmen. Diese Tatsache ist allein dem Verhalten der US-Notenbank geschuldet. Sie manipuliert mit allen Mitteln die Konditionen am Zinsmarkt nach unten. So will sie Investoren und Sparer zwingen, lange Laufzeiten oder auch schlechtere Kreditqualität zu kaufen, also immer mehr Risiko einzugehen, um noch ein letztes Quäntchen Rendite zu erzielen. Dieselbe Notenbank hat aber auch seit Monaten angekündigt, dass sie so lange alles tun wird, bis sie Wirkung erzielt. Wirkung bedeutet, Wachstum setzt ein oder Inflation entsteht. Die Investoren weltweit sitzen also auf US-Staatsanleihen, die gerade noch ein Prozent Ertrag abwerfen und deren Wert aufgrund der Dollarabwertung sinkt. Dazu gibt es eine Notenbank, die nicht der Geldwertstabilität verpflichtet ist, sondern das Wirtschaftswachstum pushen möchte. Sie arbeitet gerade intensiv daran, ein Umfeld herzustellen, in dem Anleihekurse dramatisch sinken würden. Kein Wunder also, dass Investoren kalte Füße bekommen. Auch wenn in Europa die Rolle der Europäischen Zentralbank anders definiert ist und derzeit die Regierungen auf Konsolidierung und nicht auf fiskalische Expansion setzen, so wächst doch die Gefahr, dass der Euro-Anleihemarkt von den Ereignissen in den USA viel mehr getrieben werden wird, als wir gerne hätten. Auf jeden Fall haben wir schon in den vergangenen zwei Wochen die Bewegungen 1:1 mitgemacht, obwohl es dafür kaum eine fundamentale Begründung gibt. Vor diesem Hintergrund wird der Markt für längerfristige Zinsen immer mehr zum Tanz auf dem Vulkan. Es kann noch Monate gut gehen – aber Vorsicht ist geboten. Wir erwarten, dass der Zinsanstieg der abgelaufenen Woche sich nächste Woche in den Angeboten der Banken wiederfinden wird.
Vor allem Immobilienkunden, die bei ihrer Finanzierung in Zeithorizonten von 20 bis 30 Jahren denken müssen, sollten diese Gefahren nicht unterschätzen. Diese Periode heute zu historisch tiefen Zinssätzen abzusichern, kann daher kein Fehler sein. Wir empfehlen, zumindest einen großen Teil der Finanzierungssumme über lange Sollzinsbindungen festzuschreiben und damit für Kalkulationssicherheit zu sorgen. Außerdem raten wir, bei diesem niedrigen Zinsniveau die
Tilgung mit zwei bis drei Prozent zu wählen, damit die Gesamtlaufzeit des Darlehens überschaubar bleibt. Gefragt sind aus diesem Grund derzeit auch sogenannte
Volltilger-Darlehen. Dabei steht über eine höhere laufende Tilgung heute schon eine Rate fest, die nach 20 oder 25 Jahren zur vollständigen Rückzahlung des Darlehens führt. Das Risiko später zu deutlich höheren Zinsen eine Prolongation vornehmen zu müssen, wird damit schon heute ausgeschlossen.
von Robert Haselsteiner (Gründer und Vorstand der Interhyp AG)
Wir können auf mehr als 250 Banken zugreifen und erarbeiten gerne eine individuelle Lösung für Sie. Zur Analyse der eigenen Situation und zur Beobachtung der Zinsentwicklung eignen sich u.a. auch die Zins-Charts und Tools auf diesen Seiten.